Die
einzige Konstante im Universum ist die
Veränderung. Heraklit von Ephesus 530 - 480 v.
Ch.
Der Verfasser hat natürlich nicht die letzten 2500 Jahre
erlebt, aber immerhin 80 Jahre. Was hat sich da alles
verändert? Passend zu meinem Beruf, den ich eigentlich gar
nicht studiert habe, 1962 gab es die Fakultät Informatik noch
gar nicht, möchte ich mich nur auf die Hard- und Software
beschränken, die ich erlebt habe.
1964 lernte ich Algol am Rechner PERM (Programmgesteuerter elektronischer Rechner München) , der 1956 in Dienst ging. Ich
kenne nur mehr die letzte Ausbaustufe, es gab schon eine
Magnetbandheit, auf dem die Übersetzer (das sagte man damals)
Seeger und Zirngibl gespeichert waren. Das Herzstück war der
Rechner, für heutige Begriffe ein Ungetüm, das einen
großen Saal füllte mit Hunderten von
Röhren. Angeschlossen war eine Schreibmaschine und
ein Friden-Lochstreifengerät für die Ein- und
Ausgabe. Die Programme schrieb man auf einem Fernschreiber der Firma Siemens,
der auch die 5-Kanal-Lochstreifen-Geräte hatten. Das
Rechenergebnis kam dann auch als Lochstreifen heraus. 1967/68 durfte
ich während meiner Diplomarbeit über ein Thema der
Hochspannungstechnik im Rechenzentrum der TH meine
Feldstärkeberechungen durchführen. Hier gab es die
TR4 von Telefunken, die schon Lochkarten und Schnelldrucker hatte. Auch
hier verwendete ich Algol. Als ich 1968 bei der Firma NCR in Augsburg
anfing, hatten wir einen Rechner mit Namen 315. Er wurde 1961
entwickelt. Hier gab es schon mehrere Compiler, den Assembler, Cobol
und Fortran. Assembler war jahrelang meine Lieblingssprache, hier
konnte man wenigstens alles machen. Damals gab es noch keine Datenbank,
wir haben so etwas in Assembler um 1975 nachempfunden. Zur Zeit von
1968 wurde der neue Rechner 615 oder Century freigegeben. Dieser
Rechner stand in der Fabrik, hier wurden tagsüber die
gefertigten Produkte Magnetplatteneinheit 655 und Drucker 640 getestet.
Nach Schichtende durften wir Programmierer auch die Maschine
benützen. Hier gab es natürlich auch einen Assembler,
Cobol, Fortran. Das erste Online-System, das ich schrieb,
lief bereits auf größeren Magnetplatten,
die Kommunikation zu den Terminals lief über einen
Multiplexor, dann über 4-Draht-Leitungen in die Abteilungen.
Der erste Test, wo ich mein Demosystem vorstellte, hatte 2 Terminals,
später dann 4. Erst als wir schon Personalcomputer (Decision
Mate, erst Betriebssystem CPM, später DOS) und ein
Emulatorprogramm hatten, hatten viele Endnutzer Zugang zum
Online-System. Dieses erste Online-System war natürlich auch
im Assembler Level II geschrieben. So um 1976 wurde von NCR Marketing
eine Datenbank TECOS/MIDAS entwickelt. Unsere selbstgestrickte
Datenbank wurde in die neue DB MIDAS
überführt, für die Online-Programmierung gab
es TECOS. Dies konnte man in Assembler oder auch in Cobel einbinden.
1977, als ich gerade auf einem mehrwöchigen Lehrgang in USA war, um die neue DB TOTAL und
das Online-System TRANPRO kennen zu lernen, wurde das TECOS-MIDAS
Lagersystem in Produktion gestellt. Dieses Online-Lagersystem lief bis
1982. Mittlerweile waren alle Programmierer und Systemanalytiker dabei,
das zentral entwickelte MISSION (in Cobol mit TOTAL und TRANPRO) einzuführen. Dieses System lief bis 1996, als die
Fabrikation eingestellt wurde.
Natürlich hatten wir auch Online-Verbindung mit USA, einmal
Zugang zu den USA-Systemen aber auch unser MISSION konnte in
USA abgefragt werden. Die erste Leitung war über die Firma
Telenet. Das ging über Satellit, es war eine lange Leitung,
40.000 km rauf und 40.000 runter, die Leute in USA wollten es schneller
haben. Es gab dann eine Standleitung über das Atlantikkabel,
das war dann nur 6000 km lang. Die Zeit der Großrechner ging
langsam zu Ende, wir hatten dann unsere Century durch zwei Maschinen
8600 Criterion ersetzt, die bis zum Schluss 1996 ihren Dienst taten. So
um 1985 hatten wir alle Module von MISSION installiert. Die
Neuentwicklung lief über UNIX und unserer NCR-UNIX-Rechner. Hier hatte sich natürlich auch die
Datenbank wieder verändert. Längere Zeit
benützten wir das Programmsystem PROGRESS. Dies war aber auch
nicht die letzte Datenbank. Ab 1992 bis 1996 durfte ich mit der
Oracle-Datenbank neue Applikationen schreiben. Ich muss
rückblickend sagen, das war mein Liebling, aber es war auch
sehr teuer. Wir leisteten uns ein System mit 18 simultanen
Terminals, also nur 18 Personen weltweit konnten gleichzeitig auf das
System zugreifen. Natürlich waren es sicher mehr
Personen, ich schätze über 50 Leute, aber sie
brauchten das System nur kurze Zeit. Nach dem Logout konnten andere
diesen Kanal benützen. Auf diesem Oracle-System waren alle
unsere gefertigten Produkte (Personalcomputer) gespeichert,
hierüber wurde der Kundendienst unterstüzt, wir
hatten für unsere Produkte eine Garantiezeit von 3 Jahren, wo
wir die Ersatzteile kostenlos geliefert haben. Nachdem Anfang 1996 die
Produktion der Personalcomputer eingestellt wurde, wurde das
Oracle-System nur bis 1999 gebraucht. Der Wechsel von 1999
nach 2000 hätte eine neuere Version des UNIX-Betriebssystems
erfordert. Die Oracle-Datenbank hatte damals schon das Datum in 4 Byte
binär gespeichert. Wenn ich mich recht erinnere, konnte man
damit fast 3000 Jahre abbilden, also der Jahrtausendsprung war
für Oracle kein Problem.
Was macht man, wenn man plötzlich mit 55 Jahren
nicht mehr gebraucht wird?
Nun erst noch einmal eine Rückschau auf die ersten Gehversuche
mit E-Mail von 1985 bis 1996. Die Zeiten blieben nicht stehen. Seit
1992 gab es das World Wide Web. Damit hatte ich in der Firma nichts zu
tun, das machten Leute zentral in USA. Aber seit 1985
benützten wir electronic mail. Es war anfangs nicht das E-Mail, das
wir heute noch benützen, sondern das UNIX-Mail. Hier musste
man noch wissen, mit welchem Rechnern man kommunizieren konnte. Wir
hatten in Augsburg einen UNIX-Rechner mit einer 2-byte-Adresse. Der war
mit USA in Dayton mit einem anderen Hauptrechner verbunden. Die
Kommunikation lief über ein Modem mit Wählleitung,
ich glaube, das waren 1200 baud. Alle Stunde wurde ein uucp
automatisch angeworfen, der geschaut hat, was es zu
übertragen gibt. Die Hauptrechner waren mit den anderen
UNIX-Maschinen verbunden, auf denen entwickelt wurde und auch die
neueren Applikation liefen. So war der Hauptrechner in Dayton mit
mehreren Hauptrechnern der anderen Fabriken verbunden. Die
Kommunikation war nun viel entspannter. Man musste nicht mehr bis 19
Uhr in der Firma bleiben, wenn man mit San Diego telefonieren musste.
Man hat morgens seine Anfragen abgefragt und hatte den ganzen Tag Zeit,
die Antwort über E-Mail zu schicken. Die Ostküste
wurde dann gegen 14 Uhr unserer Zeit aktiv, die Westküste
entsprechend 3 Stunden später. Damals war die Umstellung von
Sommer- zu Winterzeit in USA und Europa noch unterschiedlich. So kam es
vor, dass in einem Monat die Zeitdifferenz sogar noch eine Stunde mehr
war.
Nun zurück zum Jahr 1996. Ich hatte viel Zeit, ich wollte
wissen, wie man Internet programmiert. Da gab es einen Verein in
Augsburg, der mehrere UNIX-Rechner hatte und über Modems mit
der Welt verbunden war. Da war ich dann Mitglied, auch ich hatte mit
einem Modem, ich glaube, es war dann schon ein 2400 baud
Modem, Verbindung über Augusta.de zur Welt. Unix konnte ich
einigermaßen, MySQL war kein Problem, die SQL-Sprache ist
identisch mit derjenigen, die ich von Oracle kannte, nur HTML
und PHP musste ich lernen. Meine erste Homepage lief also auf einem
UNIX-Rechner von Augusta. Später gab es dann andere
Möglichkeiten, heute habe ich eine 50 Mbit-Leitung. Der
Download ist etwa 5 MByte/sec, der Upload etwa 1 MByte/sec,
für einen Privatmann recht respektabel. Ich habe nicht nur
meine Homepage gepflegt, sondern auch etwa 10 Jahre die Homepages
meiner beiden Alpenvereinssektionen, das aber jetzt jüngere
Hände machen.
Die Technik WWW ist das eine, aber ich war immer mit der Entwicklung
von Applikationen beschäftigt, ich brauchte also eine neue
Aufgabe. So habe ich mich 1999 an der Uni Augsburg
eingeschrieben und geschaut, was man lernen konnte. Die Geschichte in
vielerlei Ausprägungen war immer schon ein Hobby von mir, also
fing ich an, Bayrische Geschichte zu studieren, später auch
die anderen Sparten: Altertum, Mittelalter, Frühe Neuzeit,
Neue und Neueste Zeit. Da fiel mir die Doktorarbeit von 1935 von Luis
Dürrwanger in die Hände. In der Vorlesung
hatte ich etwas vom Feuerstattguldenregister von 1492 gehört,
dann auch von Kolleffel, der um 1750 die Markgrafschaft Burgau bereiste
und aufgeschrieben hat, wo welche Häuser standen und an wen
sie Steuer zahlten. Das waren zwei Quellen, die Luis
Dürrwanger noch nicht kannte. Daneben erfuhr ich bei einer
Exkursion meines Familienkundevereins etwas über die Kataster.
Das war dann wieder interessant. Bei dieser Unmenge von Quellen im
Staatsarchiv Augsburg habe ich mich mit den Katastern von
Kriegshaber beschäftigt. Als EDV-Mann war die Aufgabe geboren
worden, diese Hand geschriebenen Wälzer in eine Datenbank zu
stecken. Damit war ich wieder einige Jahre beschäftigt.
Daneben fand ich im Stadtarchiv vieles zu Kriegshaber, was noch gar
nicht erfasst war. Schließlich gab es noch die alten
Kirchenbücher von Oberhausen und Kriegshaber, die als Filme,
von den Mormonen erfasst, im Archiv des Bistums
lagerten. Wie konnte man all diese Unmenge von Daten
vernünftig darstellen? Da gab es ja meine Homepage, die immer
umfangreicher wurde. In Paris gab es den Rechner von GeneaNet, wo man
die genealogischen Daten vernünftig speichern konnte. Was
macht man mit den vielen genealogischen Daten? Da fiel mir eine
Doktorarbeit der Uni Augsburg in die Finger. Man kann damit
Bevölkerungsstatistik machen. Wie lange lebten damals
durchschnittlich die Menschen, mit welchem Alter haben sie geheiratet,
wo kamen die Leute in Kriegshaber, das um 1800 keine 100
Häuser hatte, alle her? Wie hoch war die Kindersterblichkeit,
Fragen über Fragen, die ich gerne beantworten wollte. So ist
mein kleines System über Bevölkerungsstatistik von 3
Genealogien entstanden, die Leute von Kriegshaber, die
Hochaldelsfamilien Wittelsbacher und Habsburger und dann auch meine
eigenen Vorfahren. Ja, was mache ich morgen?
Änderungsstand: 14-Mar-2021
Heinz Wember