Gebietsveränderung Oberhausen und Kriegshaber 01-Apr-1938

Die Gemeindegrenzen wurden in Bayern um 1808-1810 neu festgelegt, zumindest in Schwaben, das erst zwischen 1803 und 1806 Teil Bayerns wurde. Der Anlass war der Kataster, der die Basis für die Besteuerung der Grundstücke wurde. Ab 1848 gab es das Lehenswesen nicht mehr, die Bauern etc. waren dann keine Lehensnehmer von Adeligen, Kirchen, Klöster etc., sondern Eigentümer ihres Besitzes. Natürlich hatten die meisten nicht das Geld, den Grund und Boden zu bezahlen. Das war der Beginn der Grundbücher, wo die Hypotheken eingetragen wurden. (Die Grundfbücher gab es aber schon kurz nach 1806, zumindest das Grundbuch von Kriegshaber.) Die Größe der Grundstücke wurde im Kataster eingetragen, ebenso die Besitzverhältnisse. Die Kataster waren aber kompletter als die Grundbücher, es gab auch damals vor 1848 Personen mit Grundeigentum, diese standen also nicht im Grundbuch, wenn ihr Land nicht mit Hypotheken belastet war. Die Kataster wurden ab Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr weitergeführt, die fehlenden Daten im Grundbuch waren zu dieser Zeit vom Kataster übertragen worden.
Schon lange wurden die Besitzveränderungen über Notariate beurkundet. Diese Daten wurden ins Grundbuch eingetragen.

Seit dem 19. Jahrhundert hat die Verstädterung gewaltig zugenommen, viele früher selbstständige Gemeinden wurden in Städte eingemeindet. Im Falle von Augsburg gab es zwei Zeiträume, einmal um 1910-1916, als die Vorstadtorte Oberhausen, Pfersee, Hochzoll und Kriegshaber (etc.), um nur die größten Orte zu nennen, dann bei der Gebietsreform von 1972, als Haunstetten, Göggingen, Bergheim etc. eingemeindet wurden. Die Dörfer und Vorstädte wuchsen unterschiedlich, ein anderer Faktor war die Eisenbahn, die Mitte des 19. Jahrhunderts die Lage stark beeinflusste. Ein weiterer Faktor war, dass ursprünglich alle Häuser durchnummeriert waren, im Falle der Reichsstadt Augsburg gab es die Literanummern. Hier war die Stadt in ca. 10 Gebiete aufgeteilt, die vor der Nummer des Hauses jeweils den Buchstaben des Gebietes hatten, also A..., B... J... Straßennamen gab es zum Teil schon, aber diese waren für die Identifizierung des Häuser nicht maßgeblich. Dies wurde nach und nach geändert, im Falle von Oberhausen war es bereits vor 1911, im Falle von Kriegshaber war es 1916, im Falle der Innenstadt von Augsburg war dies der 1. April 1938, wie in den Bauakten zu lesen ist. Gleichzeitig hat man teilweise zumindest die Stadtteilgrenzen angepasst. Im Falle von Oberhausen und Kriegshaber war dann die neue Grenze die Eisenbahn Augsburg-Ulm bzw. das Gleis südlich davon, das zum Betriebshof der Bahn führt. Was aber unverändert blieb, waren die Flurnummern, die jeweils einer Gemarkung zugeordnet waren, es gibt die Gemarkung z.B. Oberhausen und Kriegshaber. In jeder Gemarkung beginnen die Flurnummern (früher sagte man Plannummern) mit 1. Im Falle von Kriegshaber war die höchste Flurnummer 498. Diese Flurnummern waren in Flurkarten festgelegt, die erste Flurkarte mit dieser nun unveränderlichen Nummer war im Falle von Kriegshaber 1831. Wurde ein Grundstück geteilt, wurde anfangs ein Bruch angehängt, also 1 1/2, 1 1/3 etc. Später (um ca. 1938) wurde die Schreibweise geändert, 1 1/2 schrieb man 1/2 etc. Dies hat sich seither nicht verändert. Nachdem 1938 alle Grundstücke zwischen der Ulmer Straße und der Bahnlinie nördlich davon nun nicht mehr zu Oberhausen sondern zu Kriegshaber gehörten, hatte man aber die Flurnummer mit der Einteilung Gemarkung unverändert gelassen. Wenn heute also in der Zeitung vom historischen Kukawerk geschrieben wird, steht nach wie vor, dass Kuka an der Ulmer Straße in Oberhausen liegt.

Ausnahmen und Besonderheiten
Liegen zwei Flurnummern, die denselben Eigentümer haben, nebeneinander, wird oft oder meist statt den ursprünglich zwei Flurnummern nur mehr eine fortgeführt, die natürlich die Größe der Summe der früheren Flurnummern hat. Es kann auch vorkommen, dass die beiden Flurstücke in verschiedenen Gemarkungen liegen, Beispiel: Beim Bau der Knabenschule in Kriegshaber 1926 wurde von der Stadt ein weiteres Grundstück nördlich davon gekauft, das in der Gemarkung Oberhausen lag. In diesem Fall hatte das neue Grundstück dann eine einheitliche Nummer in der Gemarkung Kriegshaber, das alte Grundstück mit der Flurnummer in Oberhausen wurde gelöscht.

Nachdem ich in meiner Datenbank über die Flurnummern von Kriegshaber auch Flurstücke habe, die in einer anderen Gemarkung als Kriegshaber liegen, habe ich zur Unterscheidung für fremde Gemarkungen deren ersten Buchstaben verwendet, also Flurnummer 001 liegt in Krieghaber, Flurnummer O001 liegt in Oberhausen, Flurnummer W001 liegt in Westheim, Flurnummer B600 liegt in Stadtbergen (der alte Name der Gemeinde war Bergen), etc. Im behördlichen Schriftverkehr steht natürlich z.B. Gemarkung Krieghaber Flurnummer 1.

Literatur zu Litera von Augsburg:
"Litera (Lit.) Autor: Dr. Gerhard Hetzer Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe 1781-1938 in Augsburg gültige Stadtbezirkseinteilung. Ein Beschluss des reichsstädtischen Senats vom 19.6.1781 übertrug dem Ingenieur Voch – im Zusammenhang mit der Aufgliederung des damaligen Stadtgebiets in Pflegedistrikte der neuen städtischen Armenanstalt – die Numerierung der Häuser: obere Stadt: Lit. A, B; mittlere Stadt: Lit. C, D; untere Stadt: Lit. E, F; Jakobervorstadt: Lit. G, H. Außerhalb der Mauern gelegene und entstehende Anwesen wurden durchlaufend numeriert. 1836 erhielten diese Erweiterungsgebiete die zusätzliche Lit. J (1879 zugunsten neuer Straßenbenennungen wieder aufgehoben). Zum 1.4.1938 wurden die Lit. auch im Altstadtbereich aufgehoben, da das Stadtgebiet in (damals) 29 Stadtbezirke neu eingeteilt wurde, deren Grenzen sich an den Polizeirevieren und NSDAP-Ortsgruppen orientierten."

Änderungsstand Tabelle dokukatokatkr: 15-Aug-2022

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Heinz Wember