Anlage 1

Aus: Veröffentlichungen aus dem Fürstbischöflichen 
Diözesanarchiv zu Breslau, erster Band Visitationsberichte der Diözese Breslau - Archidiakonat Breslau - Erster Teil 1902
Herausgegeben von Dr J. Jungnitz Breslau 1902


Bemerkung:
Nach der Einleitung zu der Veröffentlichung der Visitationsbericnte hatte die Visitation des Klerus den Zweck, die Kirchen zu besuchen und kraft der dem Visitator vom Bischof erteilten Vollmacht vorgefundene Mißstände zu rügen und abzustellen. Augenmerk auf den sittlichen Wandel der Kleriker zu richten und mit besonders großen Freveln Belasteten dem Bischof zur Bestrafung anzuzeigen.

Visitationen wurden schon seit 1250 durchgeführt.

Von der Kirche in Zirkwitz sind 4 Visitationsberichte aus den Jahren 1579, 1638, 1651/52 und 1666/67 veröffentlicht worden.

Die in Latein verfaßten Berichte hat uns erfreulicherweise der weitbekannte Kirchenhistoriker, Herr Msgr Joseph Gottschalk,
(Fulda) im Februar 1989 ins Deutsche übersetzt.


                    Visitationsbericht aus dem Jahre 1579

Am 10. August 1579 visitierte derselbe wie oben der hochwürdigste Herr Archidiakon die Kirche in der Stadt Zirkwitz in Gegenwart der ausgezeichneten und tüchtigen Herrn Vinzenz Salinus, Kanonikus in Breslau, Georg Leo (Löwe) Pfarrer, Sigismund von Seidlitz und Johannes Heleka und Petrus Schwirse, Kircnväter in Zirkwitz.

Die Kirche in Zirkwitz ist konsekriert zu Ehren und zum Gedenken des hl Laurentius. Das Patronatsrecht hat der jeweilige Dechant
der Breslauer Kathedralkirche. Das Ziborium, in dem das Allerheiligste verwahrt wird, ist nachlässig verwahrt, weil es nicht genügend verschlossen ist.

In ihm sind sehr viele Hostien aufbewahrt, die heutigen seit Fronleichnam. Es wurde verfügt, daß das Ziborium richtig verschlossen wird, und es wurde gezeigt, wie es verschlossen werden muß.

Ebenso wurde dem Pfarrer befohlen, daß er die darin befindlichen Hostien, wenn er demnächst zelebriert, gebührend verzehre und danach nicht viele, sondern nur 4 oder 5 zum Versehgang der Kranken konsekriert und aufbewahrt und in jedem Monat die konsekrierten Hostien erneuert, das heißt, genießt und neu konsekriert.

Sooft er dies tut , müsse er das Ziborium sorgfältig reinigen und sauber aufbewahren. Außerdem ist dem Pfarrer befohlen worden,
daß er selbst allein die Schlüssel zum Ziborium und Taufbecken besitzt und verwahrt. Das Taufbecken war nicht durch einen Riegel geschützt und dazu nachlässig unter anderem bewahrt. Schwer wurde der Pfarrer ermahnt, daß er künftig das Taufbecken gemäß den kirchlichen Vorschriften durch einen Riegel verschließt. Die Kanne, beziehungsweise Schale, in der das geweihte Taufwasser aufbewahrt wird, war durch Alter benagt und durchlöchert und künftig unbrauchbar. Es wurde angeordnet, daß die Kirchväter eine neue gut passende Schale, zusammen mit einem Schutz aus derselben Materie beschaffen. Früher einmal lag ein Tuch über dem Taufbrunnen, von Motten durchlöchert und haIb zerstört, so daß Staub durch dasselbe in das Taufwasser fallen konnte. Befohlen wurde, daß eine neue passende Decke beschafft würde, womit es bedeckt würde. Ein Verzeichnis der Kleinodien, Schmuck und anderer kirchlicher Dinge wurde nicht vorgefunden.
                                                                                                                 

Vor 6 Jahren wurde mit Gewalt in der Nacht die Kirche geöffent und die Sakristeitür erbrochen und von dort ein silberner Kelch geraubt zusammen mit einen silbernen Pacifilae (Kußtafel) und einigen Geldsücken, die gerade vorrätig waren.

Jetzt ist nur ein vergoldeter Kelch aus Silber und ein Kelch aus Zinn vorhanden. Kännchen gibt es nur eins und eine Monstranz aus Kupfer. Angeordnet wurde, daß möglichst bald 2 Meßkännchen für Wein und Wasser beschafft werden, wenn nicht anders wenigstens aus Zinn, geschmückt und gebührend. Reliquien sind nicht vorhanden.

Die Kaseln (Meßgewänder), Alben und andere zum Meßopfer und göttlichen Kult nötigen Dinge sind sehr nachlässig aufbewahrt, verunreinigt und unrein. Sorgfältig ist zu bemühen, daß sie gereinigt, erneuert, wieder geweiht und einzeln im Inventar ebenso wie die Bücher, die der Kirche gehören, verzeichnet werden, was baldigst geschehen muß.

Die kirchliche Agende (Rituale) war ganz zerfetzt, und das, was zur Taufe gehört, schien mit Fleiß ausgerissen. Nichts war in ihr enthalten, was der taufende Priester zu gebrauchen gewohnt war.

Der gegenwärtige Herr Pfarrer benutzt ein Buch in deutscher Sprache, das er zur Taufe gebraucht, in dem alle Exorzismen der Kirche mit den Zeremonien ausgelassen sind. lhm ist unter Androhung schwerster Strafe, daß er die Teile, die aus der Agende herausgerissen und entfernt sind, möglichst bald mit eigener Hand schreibe und der verstümmelten Agende beifüge. Und wenn dieses Buch auf diese Weise bereit sein wird, soll er mit dem Pfarrer der Domkirche verhandeln und nicht von weggehn, bevor dieser die richtige Form der Taufe festgestellt hat.

Ebenso wurde ihm aufgetragen, daß er von einem erfahrenen Priester 
die Art und Weise, die kanonischen Stunden (=Brevier) zu beten,
desgleichen zu zelebrieren und die richtigen Orationen auszuwählen 
lernt, damit er daraufhin das Brevier fleißig betet.

Der gegenwärtige Vizepfarrer Georg Leo (Löwe) empfing die Priesterweihe vom Prager Erzbischof, besitzt seine Bestätigung, übt aber ohne Investitur
(= amtliche Einführung) seit einigen Jahren die pfarramtliche Tätigkeit aus, ist aber in seinem Amt niemals genügend ausgebildet worden. Damit hat er seine Unwissenheit ständig verteidigt, deswegen waren schon seit einigen Jahren schwere Klagen
der  Eingepfarrten gegen ihn erhoben worden über seine Nachlässigkeit und Lebensweise. Auf diese Ermahnungen hin hat er alles mit
Seelenruhe aufgenommen und es scheint wenig Hoffnung auf Besserung zu bestehen. Da nun einmal zu dieser Kirche viele Dörfer  gehören, id denen fast alle Menschen katholisch sind, bedürfte diese Kirche eines Mannes reifen Alters und Ansehen, der mit Wort und Beispiel lehrt
, zumal mit dieser Pfarrei das Amt eines Erzpriesters verbunden ist.

Kirchenvorsteher sind Petrus Schwirse und Martin Belcka in Zirkwitz, Bartholomäus Fibel Schulze in Tschachawe and Albert Setschke in Skotschenine, eingesetzt durch den Richter der Kurie. Deren Inspektor war bis jetzt der adelige Herr Sigismund Seidlitz.

Weil sie seit vielen Jahren keine Rechnung vorgelegt haben, wurde ihnen aufgetragen, am Feste des Hl. Michael sie abzulegen in Gegenwart des Sparrers, des Seidlitz, der Konsuln (Bürgermeister) und Senioren (Ältesten), und diese in ein eigenes dafür bestimmtes Buch einzutragen und das Eingetragene dem Richter der Kurie und dem Herrn Offizial zur Revision vorzulegen.

Weil das Kästchen, in dem das Geld, das in Festtagen  während der Predigt von den Kirchvätern gesammelt wird, nicht sicher war, wurde
angeordnet, daß es besser gesichert und nach Art anderer Kirchen 3 verschiedene Riegel (Schlösser) für verschiedene Schlüssel anzubringen sind, 1 Schlüssel bei dem Herrn Pfarrer, die 2 anderen bei verschiedenen Kirchvätern aufbewahrt werden, so daß nicht geöffnet werden kann außer durch die verschiedenen Schlüssel
in Gegenwart von 3 Personen.

Weil der Estrich der Kirche, der früher aus Ziegeln bestand, verfallen ist, so daß außer schmutzigem Sand nichts übrig blieb, wurde angeordnet, daß der Estrich repariert wird entweder durch ein Steinpflaster oder Balken.

Weil das Kirchengebäude zur Hälfte neu ist, von neuem Fundament aus erbaut bis zum Taufbrunnen und seitdem noch nicht konsekriert, ist mit dem hochwürdigen Herrn Weihbischof zu vereinbaren, daß er diesen Teil gnädigst weihen und konsekrien möge nach seinem Ermessen. Gleichzeitig wurde befohlen, daß das Dach weil es undicht ist, repariert werde und gute Dächer erhalte. Und weil die Umzäunun
gen des Friedhofs durch die Umgänge (=Prozessionen) niedergerissen waren, so daß Zugtieren, Schweinen und anderen Tieren der Zugang zum Friedhof offenstand, und schon nach vielen Ermahnungn endlich bewirkt worden ist, daß der gute Teil wieder aufgebaut ist  und weil die Dörfer Totschen Groß und Klein, Klein Zauche, Jeschitz
und Elgot für ihren Anteil bisher nichts beigetragen, so ist unverzüglich darauf
zu bestehen, daß die Leute aus jenen Dörfern ihren
Anteil entrichten, bevor nach Ermahnungen dann Kirchenstrafen erfolgen.

Die Glocken sind gut instand. Da nun einmal die sonntägliche Prozession durch den Friedhof bisher unterblieb, ist anzuordnen, daß sie, so oft es die Temperatur der Luft erlaubt, nach der Gewohnheit anderer Kirchen durch den Friedhof, bei Regen unter Beachtung der üblichen Zeremonien gehalten wird. Ähnlich in allen anderen möge der Pfarrer die Zeremonien der Kirche, besonders am Palmsonntag,
Mariae Reinigung, Himmelfahrt und zu anderer Zeit nach der Gewohn
heit der Breslauer Kirche halten. Damit dies aber schicklicher und würdiger geschieht, werden die Kirchväter beauftragt, Fahnen und anderes, das die Diener der Kirche zu jeder Zeit bei den Zeremonien gebrauchen zum Teil erneuert werden.

Die Menschen dieser Stadt, ,jedenfalls die mieisten, verzehren das ihrige in Schwelgerei am hellichten Tage. Es werden auch verdächtige Personen ohne Zeugnis des Lebenswandels aufgenommen. Zu vereinbaren mit dem Hofrichter ist, daß er durch ernsthaftes Gebot
neue Vereinbarungen gegen solche Aufgenommenen einschreitet  und danach Derartige nicht geduldet werden.

Der Visitation in Schimmerau und Zirkwitz wohnte auch bei Gregorius Bernth, Sekretär der Kurie und vertretungsweise bischhöflicher.



Visitationsbericht aus dem Jahre 1638
.

                   
Gegen Sonnenuntergang kam ich in die Stadt Zirkwitz und habe am
 folgenden Tag - es war der 28. April - frühmorgens die Visitation fortgesetzt. Die Stadt gehört dem Bischof mit einigen dazu gehörigen Dörfern, aber das Recht, die Pfarrer zu präsentieren, steht dem Dechanten der Breslauer Kathedrale zu, die auch 4 Hufen Acker besitzen.

Die Kirche hat den Titel des Martyrers Laurentius, sie ist dem Alter nach eine der ältesten der Diözese Breslau. Obgleich die Wände aus ganz dicken Mauern bestehen, ist sie dem Ruin nahe. Ihr Vorsteher ist nach Amt und Würden der hochwürdigste Herr Johannes Stephetius, der
 Kanzler der Breslauer Kathedralkirche, der im Jahre 1630 sie zu reparieren begann in Gebälk, neu aufgezogenem Dach und  herumgeführten Balkon (Empore).

In dieser Zeit  wurde auch das Pfarrhaus repariert und versehen mit Neubauten, nämlich einer oberen Feuerkammer, Gemächern, neuen Kammerzellen, öffentlichen Wegen, einer Brücke, Brauhaus und Bäckerei; neu auch ein Haus für eine Familie mit Ställen vermehrt und einer  passeden Wohnung für einen Erzpriester.

Er unterhält einen Vikar von vorbildlichem Lebenswandel und ist beider Sprachen kundig; er nährt die Herde des Herrn durch die Predigt in deutscher und polnischer Sprache. Ihm liegt nichts mehr in seinen Wünschen, als die Kirche in geistlichen und weltlichen Dingen als eine  vollkommene und in allen Bereichen vollendet zu hinterlassen. Damit er zu diesem Ziel  zu gelangen Erfolg hat, bittet er um die Hilfe und den Arm des höchsten Vors'tehers.

An Einkünften, Akzidentien und Opfern dieser Kirche steht ihm bisher nicht wenig aus,  was der Herr Pfarrer versucht, ihm zu ersetzen. Er
beklagt sich liebend, daß sehr viele Angehörige der Pfarrei an Sonn- und Feiertagen, ihre eigene Kirche verlassend, in jene in Massel, nämlich die lutherische fortlaufen. lch habe eine Strafe für die Überläufer festgesetzt und für den Mann, der jene Ausläufer veranlaßt, daß Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten und ähnliche durch den Prediger dieses Ortes stattfinden. Auch einige Dörfer (ca 14 gehören dazu) weigern sich zur Kirchenfabrik (kirchliche Bauten) bei anderen beizutragen. Radelau und Klein Zauche zahlen das Meßkorn gemäß der Gewohnheit der ganzen Provinz.

Johannes Belcka, Bürgermeister von Zirkwitz, schützt vor, daß die Schafe der Kirche, für immer durch ein Legat festgesetzt und die er einst
an sich gezogen hat, durch Soldaten ihm abhanden gekommen seien. Zins zahlt er seit vielen Jahren nicht. Es wurde ihm befohlen, andere  Schafe zu besorgen und den Zins von dem Tage an, an welchen ihm die Feinde beraubt haben, zurückzuerstatten. Und wenn der gegenwärt ige Herr Pfarrer als Unterhalt wenig oder nichts erhalten hat - auch wenn das in seiner Pfarrei durch die Soldatenzeit war - soll er dafür sich über das Inventar verantworten und nicht gebunden sein, dem Nachfolger etwas zu geben; dieser Nachfolger soll von da an zufrieden sein mit seiner Wohnung, die so geräumig und nicht nicht unter großen Koste erbaut worden ist. Nichtsdestoweniger aus Wohlwollen hat der sehr
ehrwürdige Herr Stephetius im übrigen alles zu bezahlen sich befreit, wenn das Inventarium kraft meiner Visitationsunterschrift (was ich gern getan habe) befestigt sein wird, damit nicht nach dem Tode von den Ausführenden oder Erben vieles weggeschafft werde.


Visitationsbericht aus dem Jahre 1651/52

Zirkwitz, eine Stadt des erlauchten Fürsten und Bischofs, wo das Patronatsrecht der Kirche der Herr Dechant der Breslauer Kirche
 hat.

Die Visitation habe ich am 21. September durchgeführt. Innerhalb kurzer Zeit ist diese Kirche, dem hl. Martyrer Laurentius geweiht, verbrannt, nur die Wände zurücklassend, und seit dem letzten Male vergeht das 7. Jahr, in dem die hl. Geheimnisse in der unverbrauchten Sakristei über einem hölzernen Altar über einem Altarstein aus Holz gefeiert werden. Sie ist so eng und faßt nicht die Menge der Eingepfarrten. Es wendet zwar der gute Hirt allen Fleiß und Mühe auf, daß der Schafstall wieder präpariert wird, aber der Patron hört bis jetzt nicht, noch unternimmt er eine Reparatur und obgleich die Kirche viele Einkünfte hier und dort in den Dörfern des erlauchten Fürsten hat, weiß dennoch er nicht, durch welches Geschick oder Hindernis er von der Aufnahme derselben gehindert wird. Dennochl ist schon längst eine Verteilung der Lasten nach den einzelnen Hufen durch das bischöfliche Amt erfolgt und drei von den Oberen sind
 zur Förderung des Baues eingesetzt worden. Gott gebe dem Werk einen glücklichen Fortgang.

Der Tabernakel mit dem Ziborium und dem Allerheiligsten auf dem Altar der Sakristei ist richtig gesichert. Vorhanden sind auch ein
Taufbecken mit den hl. Ölen, silberne Kelche und der eine von ihnen innen ganz vergoldet, 2 silberne Kännchen, eine Monstranz
aus Messing, 5 Meßgewänder, 1 Albe mit anderem Zubehör zur Meßfeier, ausgenommen ein Meßbuch, das der Pfarrer selbst hat, 2 Fahnen, 3 Glocken. Fundationen für bestimmte Messen sind 2 vorhanden, eine in der Stadt Canth von 4 schwerer Mark und die andere im Dorfe des Kapitels vom hl. Johannes in Wilkowitz bei dem Bauern Valentin Norava von 6 schlesischen Talern.

Der Pfarrer heißt Adam Passonius aus dem Oppelner Fürstentum gebürtig, auf dem Titel des väterlichen Vermögens geweiht gemäß dem
Vertrag seiner Bedingungen
und von seiner Erlaucht inverstiert vor 9 Jahren, ein kluger, ehrenwerter und beispielhafter Mann, der zur
Zierde der Kirche und des Hauses Gottes und dem Seelenheil sich führt und versucht, nach Möglichkeit allen genug zu tun.

Am meisten klagt er, daß vor ungefähr 60 Jahren zum Nachteil der ihm anvertrauten Kirche in Zirkwitz die Häretiker eine gewisse Spelunke in dem nicht wei t von hier entfernten Dorfe Massel gebaut haben, in der die Adligen desselben mit gutem Gewissen für sich nach Belieben ihre Grabstätte wählen und festlegen, gegen das Unrecht der Kirche und des Pfarrers von Zirkwitz und nur einige Untertanen hinschicken zur Taufe. Gegen dieses überaus gefährliche Attentat, wie es seine Vorgänger immer getan hätten, hat auch dieser Pfarrer
in feierlicher Weise protestiert, bittend zur Kenntnis des Höchsten (gemeint ist der Bischof), daß die gefährlichen Rechtsverletzer sich irgend ein Recht sich aneignen könnten. Auch beansprucht er das Meßkorn aus diesem Dorfe Massel zu erhalten, wo auf Seiten, jener hingewiesen wird auf eine Anordnung des erlauchten Herrn Burggrafen von Dohna mit den Adligen, daß sie das Meßkorn oder die Zehnten dem Pfarrer geben könnten, dem sie w'ollen. Aber mit welchem Recht oder Zugeständnis oder Vollmacht? Aus nichts wird nichts,  ich kann nicht einem anderen geben, was ich nicht besitze. Fürwahr berufen sich und trachten solche Menschen die Rechte der Katholiken heimlich zu unterfangen.

Für seine Haushaltung besitzt der Pffarrer 2 Hufen Ackers und erhält gleichsam als Meßkorn aus Zirkwitz
37 3/4 Trebnitzer Maß Weizen und ebenso Hafer, von dem bischöflichen Vorwerk daselbst 12 Taler, aus Skotschenine 16 Maß Weizen und ebenso Hafer, Radelau von 9 1/2 Hufen 4 3/4 Weizen und ebenso viel Hafer, Tschachawe von 15 Hufen ebenso viel Maß Weizen ebenso viel Hafer, Senditz von 14 Hufen ebenso viel Weizen wie Hafer, Groß Totschen von 3 Hufen 3 Taler und von 6 anderen ebenso viel Weizen wie Hafer, Klein Totschen von 8 1/2 Hufen ebenso viel Maß Weizen und ebenso viel Hafer, ebenso von 4 Hufen 4 Taler, das übrige geben sie dem Prediger in Hosckinse, Klein Zauche 6 Nak (Maß) Hafer und ein einziges Scheffel Weizen, ich weiß nicht mit welchem Rechtstitel,  Groß Zauche von 14 Hufen ebenso viel Maß Weizen und ebenso viel Hafer, Keble 3 Maß Weizen und 3 Hafer, Ströhof ebenso viel, Maslerhammer von 2 Hufen 2 Maß Weizen und 2 Hafern,  Kloch-Ellgut von 17 1/2 Hufen ebenso viel Maß Hafer, Jeschütz gibt für den Feldzehnten 12 Taler und die Gärtner daselbst sind verpflichtet, dem Pfarrer Hafer zu mähen oder 16 Groschen zu geben. Es besitzt auch diese Pfarrei im Bezirk Militsch von dem Vorwerk Grebline den Feldzehnten von Rechts wegen, aber seit etwa 70 Jahren ist er nicht gegeben worden; es hat zwar der Herr Pfarrer mit den Erben darüber verhandelt und hofft auf einen glücklichen Ausgang, wie er auch dem Nachfolger für wahr zu wünschen ist.

Der Schreiber hat zur Zeit wenig, deshalb ist auch kaum einer, der der deutschen und polnischen Sprache kundig ist, zu bekommen
.


Es ist hier ein Hospital, wo 5 arme Frauen von den Almosen der Einwohner und Vorübergeheden leben; die Sorge dafür tragen Andreas Seling der Jüngere und Matthäus Knura, die jährlich bisher das vernachlässigt haben; in Zukunft werden sie dem Pfarrer als Inspektor Rechnung ablegen; ohne dessen Wissen sollen sie niemanden darin aufnehmen, welchen auch in der Rechnungslegung die Kirchväter oder Geschworenen nachfolgen.

Die Einkünfte des Pfarrers bzw der Kirche in Zirkwitz anno 1651/52
Gemeinde  Größe  Taler  Weizen  Hafer
________________________ ______________ _______________ ___________ ___________
Eigener Besitz  2 Hufen Acker
Zirkwitz 37 3/4
Tr. Maß
37 3/4 Tr. Maß
Bischöfl. Vorwerk 12
Skotschenine 16 Maß 16 Maß
Radelau von 9 1/2 Hufen 4 3/4 4 3/4
Tschachawe von 15 Hufen 15 15
Senditz von 14 Hufen 14 14
Groß Totschen von 3 Hufen
Groß Totschen andere von 6 Hufen
Kl. Totschen von 8 1/2 8 1/2 8 1/2
Kl. Totschen vonn 4 Hufen 4
Kl. Zauche 1 Scheffel 6 Mak (Maß)
Gr. Zauche von 14 Hufen 14 14
Kehle 3 3
Ströhof 3 3
Masler-Hammer von 2 Hufen 2 2
Kloch-Ellgut von 17 1/2 Hufen 17 1/2
Jeschütz 12 f.d. Feldzehnten Gärtner: Hafer mähen oder 16 Groschen
Grebline Bezirk Militsch, Vorwerk: von Rechts wegen den Feldzehnten, aber seit 70 Jahren nichts mehr
Tr. Maß = Trebnitzer Maß
1 Scheffel = 55l, auch 50 l




Visitationsbericht aus den Jahren 1666/67

An dem gleiche  Tage kamen wir nach ziemlich langer Reise bei Nacht in die Stadt Zirkwitz. Sie gehört mit allem Recht zum Bischof von Breslau, wenn es auch im Gebiet des Ölser Herzogs liegt. Das Präsentationsrecht liegt dennoch beim Dechanten der Breslauer Kathedrale.

Die Kirche ist dem hl. Martyrer Laurentius geweiht, gänzlich aus Mauerwerk und hat ein gutes hölzernes Dach. Der Fußboden besteht aus Ziegeln. Der neue einfache Bretterboden (ob die Empore gemeint ist ?) besteht aus Bohlen, wo ein neuer schöner Altar auf Kosten des Herrn Klobocinski errichtet wurde, schwarz und gold, mit den 4 Statuen der Apostel Andreas und Philipus, darüber der
hl. Hedwig und der hl. Jungfrau Klara. In der Mitte befindet sich ein Bild der Himmelfahrt Mariens. Dabei steht ein Tabernakel derselben Art, in dem das  allerheiligste Sakrament in einem silbernen Kelch, geringfügig vergoldet , aufbewahrt , wird und mit einem Schleier bedeckt ist. Außerdem sind auch 2 andere kleinere neue Kelche mit gemalten Täfelchen (wohl Bildern) nahe diesem Hochaltar. Der Taufbrunnen ist aus schwarzem Holz nach Art eines runden Kelches, mit einem Riegel verschlossen, enthält ein kupfernes Gefäß für das Wasser, welches nicht so sehr rein vorgefunden wurde. Die neue Kanzel ist zum Schmuck der Kirche ausgezeichnet, der Beichtstuhl bemalt. Die gewölbte und saubere Sakristei ist mit den nötigen Aufbewahrungskästen und Schränken für die kirchlichen Utensilien versehen, die eiserne Tür verschlossen, die hl. ÖIe in ihr in einem Kästchen verschlossen. Es ist auch eine Waschstelle vorhanden.

Es war die Kirche im Jahre 1643 am 10. November von den Schweden  
verbrannt und mit  großen Schwierigkeitren 1660 wiedererrichtet.
Der
größere Altar ist dem hl. Laurentius geweiht, zur rechten Seite des Hochaltars steht ein Altar des hl. Kreuzes, zur linken Seite der dritte Altar des hl. Erzengels Michael. An Schmuckstücke wurden gefunden 6 Kaseln, von denen 3 aus Seide, ein Pluviale aus einfachem Stoff, ein Baldachin für das Allerheiligste, 2 Schleier (Mäntelchen) aus Seide für das.Ziborium, 6 Antependium (das sind im Rahmen hängende nach den Kirchenfarben bunte Tücher vor dem Altar angebracht, von denen 2 aus Seide sind. 11 Manipel, 8 Mäntelchen, 2 Rochetts, 18  Kelchtüchlein, von denen 3 seidene sind, 3 Kelche, von denen einer ganz vergoldet ist, der andere nur teilweise, und der dritte znnern, 6 Korporale, 4 Kelchbedeckungen, 3 Bursae (Tasche zum Einstecken des Corporale), 4 zinnerne Leuchter, 4 aus Holz, eine Monstranz aus Messing, ebenso 11 verschiedene Bilder, 1 Missale, 1 Agende (=Rituale), deutsche Predigten des Matthäus Citardus, Auszüge aus der Postille Fruchtianae über die Heiligen, selben Auszüge aus dem Jahresluaf, ... Cuerdanks deutsche Postille im Quartformat, Bekenntnis des katholischen Glaubens von Hosius, Haymo über die Evangelien in Oktavformat.

An vorrätigem Geld nichts außer dem einen oder anderen Taler, aber doch in bestimmten Währungen 68 Taler, fernerhin auf der Scholtisei Skotschenine 1000 gewöhnliche Taler, bei Georg Gunze 
mit gewisser Hoffnung 79 gewöhnliche Taler.

Kirchväter sind Christoph Mücke und Georg Schwerner. Kirchweih wird gefeiert am Sonntag nach dem Laurentiusfest. Von den Eingepfarrten sind ein Drittel katholisch.

Die Pfarrei verwaltet Johannes Franciskus Giernet aus  Frauenwaldau, 
31 Jahre alt. Philosophie und Moral hat er gleichzeitig studiert.
Seit einem halben Jahre ist er hier Pfarrer, investiert vom gegenwärtigen Bischof und installiert durch den Grafen Schaffgotsch. Er war vorher Pfarrer in Schlaupitz dreiviertel Jahre.  Er tauft gewöhnlich deutsch, bei den Polen aber lateinisch. Er läßt drei Paten zu. Katechismusunterricht erteilt er den Sommer hindurch, weil im Winter die Kinder nicht kämen. Er berichtet, daß hier keine Ablaßtage sind. Er berichtet auch, daß im Militscher Gebiet bei der Taufe die Kerze nicht berührt werde und dies habe er aus dem Munde des
 
Passonium, ebenso, daß der Pfarrer von Frauenwaldau zugestehe und erlaube seinen Parochianen, für den Neujahrsumgang zu den Predigern zu gehen. Außerdem beklagte er sich, daß, obwohl der eine Teil von den Eltern katholisch sei, dennoch seine Nachkommen zu den Predigern zum Unterricht gehen lasse.

Von dem Meßkorn erhält er vom bischöflichen Vorwerk 2 Taler, von der Stadt Zirkwitz 37 Maß Weizen und ebenso viel Trebnitzer Maßes Hafer, aus Skotschenine 17 Maß Weizen wie Hafer, aus Radelau 4 3/4 Maß Korn, aus Senditz 14 Maß Weizen wie Hafer, Klein Totschen
8 1/2 Maß zweierlei Korn und 4 Taler von den anderen 4 Hufen, Klein-Zauche 6 Maß Hafer und 1 Maß Weizen, aus dem Dorf Ströhof 3 Maß
Weizen und 3 Maß Hafer, aus Tschachawe 5 Maß Weizen und ebenso viel Hafer. Groß-Zauche hat 14 Hufen, gibt nur von 13 das  Meßkorn, nämlich von einer Hufe ein Maß Weizen und eines Hafer, aber die Akzidentien bringen sie dem Prädikanten in Masselt und der Adlige gesteht nur 
zu, daß von einer adligen Person dem Zirkwitzer Pfarrer das Spolium (Leichentuch) gebühre. Elguth gibt 17 1/2 Maß Weizen und 17 1/2 Hafer.

Hier gab es Bauern kürzlich ist aus ihren Gütern ein Vorwerk gemacht worden; die Gärtner erkennen dem Pfarrer von Zirkwitz nur
die Akzidentien zu, der Adlige schließlich dem genannten Prädikanten von Massel an. Jeschitz gibt anstelle des Meßkornes 12 gewöhnliche Taler, der Adlige schließt sich in gleicher Weise dem genann
ten Prädikanten an, die Gärtner sind verpflichtet, dem Pfarrer den Hafer zu  mähen oder 16 Groschen zu zahlen, dessen sie auch sind. Kehle gibt 3 Maß Weizen und 3 Hafer von dem Gut des Herrn von Schlichting, der mit den Gärtnern die Akzidentien dem Prädikanten abliefert. Obwohl dessen Gut unter bischöflicher Jurisdiktion steht, sagt er, daß von  den adligen Personen dem Zirkwitzer Pfarrer allein das Spolium (Leichentuch) gebühre. Dem Pfarrer müßte von dem hochwürdigen Herrn  Präfekten der Breslauer Kurie Hilfe geleistet werden.

Masslisch-Hammer entrichtet 2 Maß Weizen und 2 Maß Hafer, Haltauf 
2 Maß Weizen und 2 Maß Hafer.

Kotzerke, das bischöfliche Vorwerk, und Klein-Schw'einern stehen 
unter bischöflicher Jurisdiktion und gehören zwar zur Pfarrei Zirkwitz,  zahlen aber nichts außer den Akzidentien. Es wird gesagt, daß sie meistens den Prädikanten von Massel besuchen. Buchwald auf  bischöflichen Grund vereinigt sich mit dem Masseler Prädikanten.

Massel gehört gemäß den alten Registern zur Pfarrei Zirkwitz und von den 12 Hufen entrichtet es das Meßkorn nach Trebnitzer Maß
1 Malter Weizen und 1 Hafer. Aber zum großen Nachteil der Zirkwitzer Kirche wurde hier vor 70 Jahren eine Kirche der Häretiker gebaut,
zu deren Predigten sowohl aus der Zirkwitzer als deren Umgebung weit und breit die Menschen hinlaufen und einige Dörfer wie Vorwerke sich gänzlich oder teilweise der Zirkwitzer Kirche entfrem
det haben.

In der Herrschaft Militsch von dem Vorwerk Grebline wurde einst nach Zirkwitz der Feldzehnte entrichtet, später 1 Floren, endlich ein  Dammhirsch, aber schon fast seit 100 Jahren nicht wie von jedem Gärtner Groschen, der bis 1580 gegeben wurde.

Auf dem Grund und Boden des Valentin Morava in Wilkowic lag ein wiederkäuflicher Zins von 100 (üblichen) gewöhnlichen Talern. 

Auf Grund der Altarstiftung waren auf dem Grund und Boden der Erben Arlet in der Stadt Kanth zum Ostertermin 2 schwere Mark und zum  Michaelistermin 2 schwere Mark zu entrichten. Für diesen Altar hängen aus der Stiftung des Herrn Adam Passonius, Pfarrer in Zirkwitz, auf  der Hufe des gegenwärtigen Pfarrers 50 Reichstaler, von denen eine Zinsverpflichtung zu entrichten ist.

Die SchreibersteIle hat Andreas Heime aus Zirkwitz inne, der ein kleines Haus und ein Stück Acker für ein halbes Maß, eine Hand
voll Donnerbündel
( ?, vielleicht für das Glockengeläut, um Gewitter abzuwenden) 2 pro Hufe, eins von Weizen, das andere von Dreikorn,  vom Pfarrer 6 Maß Weizen. Er dient 19 Jahre und unterrichtet zur Winterszeit die Kinder.

Folgende Dekrete wurden erlassen: das Taufwasser werde reiner aufbewahrt, aus dem Tabernakel werde alles andere außer dem Allerheiligsten entfernt, von den Schullehrern innerhalb seines Archipresbyterats möge er das Glaubensbekenntnis ablegen lassen, wenn
sie es nicht schon vorher getan haben. Er revidiere die Rechnungen der Kirche dort, und was zu tilgen ist, ermahne er. Ermahnt wurde er,  daß er ein Rechnungsbuch anlege, in das er seine Einkünfte in den einzelnen Jahren eintrage für die kommende Generation. Er wache über seine Pfarrechte und versuche Vernachlässigtes zurückzugewinnen, zumal in der bischöflichen Jurisdiktion.

Hier ist auch ein Hospital, in dem 5 arme Frauen von den Almosen der Einwohner und Vorübergehenden leben; die Sorge darüber haben
Andreas Selnig junior Matthäus Knyra, die jährlich, was bisher vernachlässigt wurde, dem Pfarrer und Inspektor Rechnung ablegen. Ohne  dessen Wissen sollen sie niemanden darin aufnehmen, die auch die Kirchväter bzw. Geschworenen zur Rechnungsablegung aufsuchen.  Das Hospital besitzt ein Kapital von 249 Talern. Es scheint seit langer Zeit vernachlässigt worden zu sein.


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Quelle: Unser Heimatort Zirkwitz Kreis Trebnitz in Schlesien in zeitgeschichtlicher Darstellung zur Erinnerung und zum Gedenken an die verlorene Heimat Heft 1 und 2 von Maximilian Stiller (Hannover) und Walter Klein (Rheinau-Holzhausen). 1991
erfasst von Heinz Wember
Änderungstand: 28-Mai-2007 11:30

Heinz Wember Augsburg