* 14-Feb-1515 in Simmern
+ 26-Okt-1576 in Heidelberg
Grabstätte: Heiliggeistkirche in
Heidelberg
1. oo 12-Jun-1537 in
Crailsheim
MARIA
Eltern: Kasimir, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach,
und Susanne,
Tochter des Herzogs Albrecht IV. von Bayern
* 11-Okt-1519 in ?
+ 31-Okt-1567 in Heidelberg
Grabstätte: Heiliggeistkirche in
Heidelberg
2. oo 25-Apr-1569
in Heidelberg
AMALIE, Witwe Heinrichs I., Grafen von
Brederode, Burggrafen von Utrecht Eltern: Gumbert IV., Graf von Neuenar
zu Limburg, und...?
* um 1540? in?
+ 10-Apr-1602 in Schloß Lorbach
bei Mosbach
Grabstätte: Heiliggeistkirche in
Heidelberg
Friedrich regiert als Pfalzgraf in Simmern von 1557 bis 1559, tritt dann Simmern an seinen Bruder Georg ab. Von 1559 bis 1576 regiert er in der Kurpfalz. Er nimmt dort ein calvinisches Bekenntnis an, das mit Ausnahme seines lutherischen Sohnes Ludwig VI. alle seine Nachfolger aus der Linie Simmern bekennen.
Mit Friedrich III. dem Frommen übernahm die Linie Simmern 1559 die Kurpfalz. Diese Linie war bei der großen Pfälzer Teilung von 1410 von Stephan von Simmern-Zweibrücken begründet worden. Sie gewann für die Entwicklung der christlichen Bekenntnisse in Deutschland, ja in Westeuropa, große Bedeutung. Denn sie vertrat bis zu ihrem Erlöschen 1685 die protestantischen Auffassungen in verschiedener Konzeption. Der katholisch aufgewachsene spätere Kurfürst Friedrich III. wurde zuerst Lutheraner, dann Calvinist. Gesellschaft und Recht wurden durch die Linie Simmern wesentlich mitgeprägt. Jeder der acht Kurfürsten und der Vormund für Friedrich IV. wirkte bei seiner Regierungsarbeit aus seinem christlichen Gewissen. Die Leistungen auf dem Gebiet der weltlichen Regierung wirkten bei Ludwig VI. (1576—1583) und Karl Ludwig (1648—1680) in der Gesellschaft am wesentlichsten.
Friedrich III. wurde wie der Bayernherzog Wilhelm V. (1579-1598) der Fromme genannt. Beide entschieden alles aus ihrem konfessionellen Gewissen. Friedrich III., der Sohn eines gläubigen katholischen Vaters, wurde in Nancy, Lüttich, Brüssel und Paris erzogen und sah vier Schwestern in unbezweifelbarer Glaubensüberzeugung in Klöstern wirken. Mit 17 Jahren focht er bei Budapest gegen die Türken. 1537 vermählte ihn sein Vater mit Maria, der Tochter des gegen die Türken gefallenen Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach, die sich nach einer schweren Kindheit der lutherischen Auffassung ihres Onkels Georg von Brandenburg-Kulmbach zuwandte. Die Ehe wurde katholisch geschlossen, doch ging Friedrich immer mehr auf die Überzeugung seiner Frau ein. Die Familie mit ihren elf Kindern lebte zunächst in Simmern, dann in Kreuznach und auf der Burg Birkenfeld. Marias Bruder, der ehrgeizige und rücksichtslose Markgraf Albrecht Alkibiades, machte Friedrich während des Schmalkaldischen Krieges zu seinem Stellvertreter in seiner Residenz Plassenburg. Friedrich wagte die von seiner Frau gewonnene lutherische Überzeugung erst zu bekennen, als ihn der lutherische Kurfürst Ottheinrich 1556/57 zu seinem Stellvertreter in der Oberpfalz machte. Durch den Tod des Vaters wurde er 1557 Landesherr von Simmern, durch den Ottheinrichs 1559 Pfälzer Kurfürst. Infolge des öffentlichen Streites der evangelischen Theologen in der Kurpfalz zu eigenem Bibelstudium gezwungen, entschied er sich trotz der Einwände seiner Frau nun für die calvinistische Richtung, freilich nicht für die Lehre der Prädestination. In dem berühmt gewordenen Heidelberger Katechismus des Melanchthon-Schülers Zacharias Ursinus und des Calvinisten Caspar Olevian fügte er 1563 die 8o. Frage und die Antwort darauf ein und verwarf darin die Messe als »vermaledeite Abgötterei«. In der Oberpfalz, wo sein lutherisch erzogener Sohn als Statthalter wirkte, setzte er aber seine calvinistische Auffassung nicht durch, ebensowenig in Simmern, das er 1559 seinem Bruder Georg überlassen hatte. Auf dem Reichstag in Augsburg 1566 legte er ohne Rechtsfolgen ein calvinisches Bekenntnis ab.
Obwohl der lutherische
Herzog Wolfgang
von Zweibrücken Calvins Lehre bekämpfte, wirkte
Friedrich doch
mit ihm zusammen, als Wolfgang für die Hugenotten nach
Frankreich
zu Felde zog. In Zusammenarbeit mit Kaiser Maximilian II. drang er auf
die Entfernung des Herzogs von Alba aus den Spanischen Niederlanden,
bemühte
sich aber 1568 vergeblich um ein Militärbündnis mit
England,
das dort Königin Elisabeth finanzieren sollte. Seinen
jüngeren
calvinistisch eingestellten Sohn Johann Kasimir vermählte er
1570
mit Elisabeth, der Tochter des lutherischen Kurfürsten August
von
Sachsen. In Frankenthal versuchte er 1571 durch ein
Religionsgespräch
vergeblich, alle protestantischen Richtungen zu vereinigen. In weite
Bereiche
der Gesellschaft griff er durch seine Ordnung über die niedere
Gerichtsbarkeit
und den Versuch ein, das Betteln abzuschaffen. Immer wieder
kümmerte
er sich um das Schulwesen Lind errichtete 1575 in Selz eine
Ritterakademie.
Mit 17.000 Mann aber ließ er Johann Kasimir über
Lothringen
nach Burgund marschieren und sich mit dem Bruder des
französischen
Königs vereinigen. Er zwang so König Heinrich III.,
in ganz Frankreich
mit Ausnahme von Paris freie Religionsausübung zu
gewähren.
Da seinem lutherischen Erbfolger Ludwig
erst 1574 ein lebensfähiger Sohn, nämlich Friedrich,
geboren
wurde, war es von außerordentlicher Bedeutung, daß
der Kurfürst
1577 Johann Kasimir durch einen Vertrag mit Ludwig in vier
Oberpfälzer
Ämter einsetzte. Durch eine letztwillige Verfügung
gab er Johann
Kasimir am 27. Januar 1578 als Deputat Neustadt an der
Weinstraße
und Lautem, so daß dieser auch während der Regierung
des lutherischen
Bruders den Calvinismus aufrechterhalten konnte.
Friedrichs Bedeutung bestand darin, daß er seinen sich wandelnden religiösen Erkenntnissen alles ihm anvertraute Leben zuordnen wollte, aber auch weite Probleme der Gesellschaft wenigstens anzupacken begann. Obwohl er bei konfessionellen Konsequenzen mit Härte vorging, nannte der weitblickende lutherische Kurfürst August von Sachsen diesen Friedrich den »frömmsten von uns allen«.
Die Karten auf dem Vor- und Nachsatz wurden
freundlicherweise vom Wittelsbacher Ausgleichsfond, Schloß
Nymphenburg,
München, zur Verfügung gestellt.
© Verlag Styria, Graz/ Wien/Köln
1986
© für diese Ausgabe Heinrich
Hugendubel Verlag. Kreuzungen 2000
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Zembsch‘ Werkstatt,
München
Druck und Bindung: Gorenjski tisk
Printed in Slovenia
ISBN 3-7205-2103-6