Schriftverkenr zwischen Herrn Ritter und Heinz Wember bezüglich des Franzosenhofes um die Zeit um 1800, also bevor Bankier Schmid das Gut kriegshaber gebaut hat. Sehr geehrter Herr Wember, ich erforsche seit vielen Jahren die Geschichte des Augsburger Landkartendruckes. Derzeit ist im Schaezlerpalais meine Ausstellung "Die Welt aus Augsburg. Landkarten von Tobias Conrad Lotter (1717-1777) und seinen Nachfolgern" zu sehen. Im Augenblick beschäftige ich mich allerdings mit dem Kunstverleger Dominikus Fietta, einem Bilderhändler aus dem italienischen Bergdorf Pieve Tesino, der 1788 vergeblich versuchte sich in Augsburg niederzulassen. Da ihm dies verweigert wurde, machte er sich in Kriegshaber ansässig. Hier brachte er viele Guckkastenblätter, aber auch Landkarten, Andachtsbilder und andere Kupferstiche heraus. 1808 ging sein Unternehmen jedoch in Konkurs und noch im selben Jahr wurde sein Haus in Kriegshaber (Hausnr. 61) zwangsversteigert. Leider habe ich bislang kaum Quellenmaterial zu Fietta finden können. Bei meinen Recherchen bin ich nun im Internet auf Ihre beeindruckenden Forschungen zur Geschichte Kriegshabers gestoßen. Ich erlaube mir daher die Anfrage, ob sich in Ihren Unterlagen irgendwelche Hinweise auf Fietta finden lassen. Ich wäre für jede Hilfe dankbar. Mit freundlichen Grüßen Michael Ritter Michael Ritter Aichacher Str. 10 86577 Sielenbach Hallo Herr Ritter, ich habe das alphabetische Taufverzeichnis der Pfarrkirche Oberhausen, wozu bis 1864 auch Kriegshaber gehört hat, durchgeschaut. Hier habe ich bei den Taufen einen "Fietta Dominik" 29-Jänner-1793 gefunden. Was die Kataster von Kriegshaber betrifft, weiß ich nun nicht, im welchen Jahr das Haus von Fietta die Hausnummer 61 hatte. Die meisten Häuser haben in den verschiedenen Katastern unterschiedliche Hausnummern. Auch hat sich die Flurnummer beim Kataster von 1810 und 1840 geändert, 1830 ist Kriegshaber neu vermessen worden und hat neue Flurnummern bekommen. Die Flurkarten von 1809 und 1830 stehen bei mir auf der Homepage. Meinen Sie die Flurnummer 38? Wenn ich das weiß, kann ich im Staatsarchiv bei Gelegenheit nochmals nachschauen. Ich habe gesehen, dass ich vom Kataster von 1840 die Flurnummer 38 nicht erfasst habe. MfG Heinz Wember > > > > -------- Original-Nachricht -------- > Betreff: Fietta > Datum: Sun, 24 Aug 2014 16:55:02 +0200 > Von: Michael Ritter > An: post@heinz-wember.de > >hael Ritter > > > Michael Ritter > Aichacher Str. 10 > 86577 Sielenbach > > > >Lieber Herr Wember, besten Dank für die Mühe, die sich mit der Suche nach Dominikus Fietta gemacht haben. Besonders freut es mich, dass Sie in den Taufbüchern fündig geworden sind. Hier ist dem Kunstverleger offensichtlich ein Sohn geboren worden, der den gleichen Namen erhielt. Dass in Kriegshaber die Hausnummern häufig wechselten, macht es natürlich schwierig, hier das Verlagshaus von Fietta genau zu lokalisieren. Auf dem Katasterplan von 1809 habe ich zwar die Hausnummern 60 und 62 (schwarze Nummern?), nicht aber 61 gefunden. War ich zu blind, sie zu finden, oder ist sie tatsächlich nicht verzeichnet? Der einzige Hinweis, den ich auf diese Hausnummer habe, stammt aus der Zwangsversteigerung im Jahr 1808 (siehe beiliegende Zeitungsnotiz). Danach dürfte Fietta mit größter Wahrscheinlichkeit Kriegshaber verlassen haben. Mit besten Grüßen Michael Ritter Hallo Herr Ritter, Dann ein Auszug aus dem Plan von 1851: http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/Karten1851Ausschn/Kriegshaber1851ZentNOO.jpg Mir scheint, es muss die Flurnummer 48 sein, wo Anfang des 19. Jht das Gut Kriegshaber (Franzosenhof) neu gebaut wurde. Siehe hier die Geschichte vom Franzosenhof: Quellen zum Franzosenhof: http://www.heinz-wember.de/kriegshaber/Quellen/Franzosenhof/Franzosenhof-Rambergstr._19.html http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/flurauswahl.php Suchbegriff: Flurnummer 048 und auch 047 Wann genau das Haus gebaut wurde, weiß ich nicht, ich vermute um 1810/1818. Vielleicht stand früher auf diesem Grund ihr gesuchtes Haus 61. hier zum Vergleich die Karte von 1831: http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/Karten/K/kr-1831detail.jpg Quelle Fuggerarchiv Babenhausen: Franzosenhof-Entwurf: http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/Karten/K1817/Bauern-1800-SchmidJ.M.Freyum18001600pixel.jpg Die Angabe beim Scheffold um 1800 ist wahrscheinlich nicht genau genug, ich vermute eher 1810. Das war sicher ein erster Entwurf, 1818 (siehe Gemälde) sieht es anderes aus. Vergleichen Sie mal Ihre Unterlagen mit denen, die ich hier gezeigt habe, ob dies zusammenpasst. Wie Sie sehen, habe ich den Beginn der Geschichte des Franzosenhofes noch nicht restlos geklärt, vielleicht gelingt dies mit Ihrer Hilfe. MfG Heinz Wember > Lieber Herr Wember, > > besten Dank für die Mühe, die sich mit der Suche nach Dominikus Fietta gemacht haben. Besonders freut es mich, dass Sie in den Taufbüchern fündig geworden sind. Hier ist dem Kunstverleger offensichtlich ein Sohn geboren worden, der den gleichen Namen erhielt. > > Dass in Kriegshaber die Hausnummern häufig wechselten, macht es natürlich schwierig, hier das Verlagshaus von Fietta genau zu lokalisieren. Auf dem Katasterplan von 1809 habe ich zwar die Hausnummern 60 und 62 (schwarze Nummern?), nicht aber 61 gefunden. War ich zu blind, sie zu finden, oder ist sie tatsächlich nicht verzeichnet? Der einzige Hinweis, den ich auf diese Hausnummer habe, stammt aus der Zwangsversteigerung im Jahr 1808 (siehe beiliegende Zeitungsnotiz). Danach dürfte Fietta mit größter Wahrscheinlichkeit Kriegshaber verlassen haben. > > Mit besten Grüßen > Michael Ritter > >>>> >> > Hallo Herr Wember, nochmals besten Dank für die zusätzlichen interessanten Hinweise. Es spricht sicherlich einiges für die Vermutung, dass es sich bei Fiettas Verlagshaus wohl um den späteren Franzosenhof handelt. Zeitlich würde es relativ gut passen und auch die Flurnummer 61 auf den Katasterplan würde stimmen. Um eventuell noch weitere Informationen hierüber zu erhalten, habe ich mittlerweile in dem Aufsatz "Jakob Friedrich und Paul Schmid" (verfasst von Friedrich Schmid, in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Bd. 4, 1955, S. 360-380) nachgelesen. Dort heißt es, dass der Bankier Jakob Friedrich Schmid 1812 "aus dem Besitz seiner Schwiegermutter das alte Radsche Familienhaus D 191" in Augsburg erwarb. Und weiter: "Später trat zu dem städtischen Besitz ein Landhaus an der westlichen Stadtgrenze. Schmid wählte dazu die kiesige Flur von Kriegshaber, weil ihm diese Gegend in seiner Bräutigamszeit liebgeworden war." (S. 365) Denn er hatte von seinen Schwiegereltern die Erlaubnis erhalten, seine Verlobte "abends bis nach Kriegshaber an die Stadtgrenze und an ein dort stehendes Wegkreuz zu begleiten. An dieser Stelle erbaute Jacob Friedrich Schmid später sein Landhaus ... (jetzt Ramsbergstr. 19) ..." (S. 366). Diese Informationen machen mich nun etwas stutzig. Bei Schmid heißt es, dass das Landhaus an einem Wegkreuz errichtet wurde. Doch wie kann das sein, müsste hier doch das Verlagshaus von Fietta gestanden haben, falls es sich um den identischen Standort handeln sollte. Und noch etwas ist mir schwer verständlich. In der Konkursanzeige von 1808 ist die Rede von einem "fast neu gebauten, zweystöckigten Haus". Sollte der Nachbesitzer tatsächlich dieses ziemlich neue stattliche Gebäude erst teuer gekauft und dann abgerissen haben, um auf dem Grundstück einen Neubau zu errichten. Da dürfte es wohl eher der Fall sein, dass Schmid das Haus eventuell erheblich ausgebaut (u.a. um das Mansardgeschoss erhöht) hat. Eine zweifelsfreie Lokalisierung des Hauses von Fietta steht also wohl noch aus, solange neben den bisherigen Indizien kein eindeutiges Beweisstück auftaucht. Ich werde diesbezüglich weiter meine Augen offen halten und würde mich sehr freuen, wenn auch Sie mich über eventuelle Funde auf dem Laufenden halten würden. Mit besten Grüßen Michael Ritter Am 30.08.2014 00:49, schrieb posthw: > Hallo Herr Ritter, > > Dann ein Auszug aus dem Plan von 1851: http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/Karten1851Ausschn/Kriegshaber1851ZentNOO.jpg > > Mir scheint, es muss die Flurnummer 48 sein, wo Anfang des 19. Jht das Gut Kriegshaber (Franzosenhof) neu gebaut wurde. > > Siehe hier die Geschichte vom Franzosenhof: > Quellen zum Franzosenhof: http://www.heinz-wember.de/kriegshaber/Quellen/Franzosenhof/Franzosenhof-Rambergstr._19.html > > http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/flurauswahl.php > Suchbegriff: Flurnummer 048 und auch 047 > > Wann genau das Haus gebaut wurde, weiß ich nicht, ich vermute um 1810/1818. > Vielleicht stand früher auf diesem Grund ihr gesuchtes Haus 61. > > hier zum Vergleich die Karte von 1831: http://heinz-wember.de/MySQL-Kriegshaber/Karten/K/kr-1831detail.jpg8 > > > Quelle Fuggerarchiv Babenhausen: Franzosenhof-Entwurf: https://heinz-wember.de/kriegshaber/pics/ArchivFugger-Babenhausen/index.html > Die Angabe beim Scheffold um 1800 ist wahrscheinlich nicht genau genug, ich vermute eher 1810. > Das war sicher ein erster Entwurf, 1818 (siehe Gemälde) sieht es anderes aus. > > Vergleichen Sie mal Ihre Unterlagen mit denen, die ich hier gezeigt habe, ob dies zusammenpasst. > > Wie Sie sehen, habe ich den Beginn der Geschichte des Franzosenhofes noch nicht restlos geklärt, vielleicht gelingt dies mit Ihrer Hilfe. > > MfG